Nur miteinander kann es gelingen

17. Feb. 2020

Bischöfin Prof. Dr. Beate Hofmann spricht bei Neujahrsempfang des Bathildisheim e.V.

Gruppenfoto

Bildunterschrift: (von links) Dekanin und Aufsichtsratsmitglied Eva Brinke-Kriebel, Vorstand Jens Wehmeyer, Aufsichtsratsmitglied Carl Anton Prinz zu Waldeck und Pyrmont, Vorstand Dr. Christian Geyer, Bischöfin Prof. Dr. Beate Hofmann, der Vorsitzende der Mitgliederversammlung Dr. Jürgen Leiter sowie Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Weltecke.

BAD AROLSEN. Erstmals seit ihrer Amtseinführung führte der Weg der neuen Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck Prof. Dr. Beate Hofmann nach Bad Arolsen zum Neujahrsempfang des Bathildisheim e.V. In ihrem Impulsvortrag zeichnete sie vor 180 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kirche ein Zukunftsbild des ländlichen Raumes, in dem sie sich ein Sorgenetz der gegenseitigen Unterstützung und der vielfältigen Ideen vorstellt.

Die Professorin für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement skizzierte einen ländlichen Raum, der durch vielfältige Veränderungen wie dem demografischen Wandel, der Landflucht, der Reduktion der Infrastruktureinrichtungen, dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung gefordert sei. Wie es angesichts der Herausforderungen gelingen kann, tragfähige Gemeinschaften vor Ort zu erhalten und gar auszubauen und welche Rolle Kirche und Diakonie dabei zukommt, war das zentrale Thema ihres Vortrages.

Anhand eines sehr persönlichen Beispiels, nämlich ihrer Großmutter, machte sie dabei sehr deutlich, dass Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, trotzdem auch selbst Hilfe geben können. „Sie wollte beteiligt werden und auch Verantwortung übernehmen trotz ihrer Behinderung“, so die Bischöfin. Zu bedenken gab die Theologin, dass man in der Diskussion um Sorgenetze nicht nur auf die Bedarfe und Bedürfnisse schauen dürfe, denn sonst würde man schnell die Potentiale der vielfältigen Formen von Fürsorge übersehen.

Stabile Sorgenetze könnten ihrer Meinung nach dabei nur entstehen, wenn man ganz unterschiedliche Akteure mit einbeziehe und diese miteinander kooperieren. Eine Mischung aus ehrenamtlich und professionell sei aus ihrer Sicht dabei alternativlos, für jede andere Lösung fehle es nicht nur an Geldern, sondern auch an Pflegekräften. „Darüber kann man jammern oder mit dem leben, was man hat“, so Prof. Hofmann.

Als ein gutes Beispiel führte sie das niederländische Modell „Buurtzorg“ an, eine besondere Form der ambulanten Pflege, bei der Menschlichkeit vor Bürokratie komme und das den niederländischen Pflegemarkt innerhalb weniger Jahre umgekrempelt habe.

„Ich glaube, die ökonomisierte Form der Sorge kommt in unserem Land gerade an ihre Grenzen“, fasste die Bischöfin zusammen, wohlwissend, dass auch das ehrenamtliche Engagement kein Selbstläufer ist und Unterstützung, Flexibilität sowie Umdenken benötige. Bitternötig sei es aus ihrer Sicht außerdem, endlich regional zu denken und miteinander zu überlegen, wie die vielen guten Einzelinitiativen verknüpft werden können. Kirche und Diakonie böten dafür bereits viel Potential, Orte der Begegnung und eine große Zahl an Ehrenamtlichen.

Mittendrin im ländlichen Raum, in dem es gemeinsam zu überlegen gilt, wie eine neue Kultur der gegenseitigen Fürsorge aufgebaut werden kann, begrüßte der fachliche Vorstand des Bathildisheim e.V. Dr. Christian Geyer nicht nur die Festrednerin, sondern auch die zahlreichen Gäste. Er umriss, wie sich das Bathildisheim selbst auf den Weg des Wandels gemacht habe, dezentraler und sozialraumorientierter zu werden. Dabei gäbe die Gästelisten einen Hinweis auf die Pluralität der Gesellschaft, die es brauche, diesen neuen Weg zu gehen. Durch ein internes Casemanagement, aber auch durch das Modell der kollegialen Führung vollziehe man die innere Transformation. „Damit predigen wir nicht nur die selbstbestimmte Teilhabe, sondern leben sie auch“, so Dr. Geyer.

Nach einem musikalischen Intermezzo durch den Gospelchor Joy&Glory aus Bad Arolsen begrüßte der Vorsitzende der Mitgliederversammlung Dr. Jürgen Leiter die Anwesenden ebenfalls. „Sie haben viele Denkanstöße gesetzt. Ich hoffe, dass sich viele angesprochen fühlen, sich am Knüpfen eines Sorgenetzes zu beteiligen“, so Dr. Leiter. Er überreichte der Bischöfin ein Bild, das im Bathildisheimer Kunstatelier ideenreich entstanden ist. Der 23-jährige Künstler Aaron Czeke nimmt das Malangebot in der inklusiven Malgruppe schon seit Jahren wahr und hat im vergangenen Herbst das Werk „Konzert in der Stadtkirche“ geschaffen, das in der neuen Wohnung der kunst- und musikinteressierten Bischöfin bestimmt einen Platz finden wird.

Weitere Informationen

Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Heike Saure
Telefon: 05691 804-198
E-Mail: pr@bathildisheim.de

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